Hegebeintum: die höchste Warft der Niederlande

Die Landschaft entlang der friesischen Wattenmeerküste ist eine der ältesten Kulturlandschaften Europas. Schon die ersten Bewohner, die sich seit dem 6. Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung auf den höheren Teilen der Marschwiesen niederließen, schützten ihr Hab und Gut vor den Fluten der See. Dazu warfen Sie rundum künstliche Hügel auf, die sogenannten Warften - im Holländischen auch ‚terpen‘ oder 'wierden‘ genannt.

In den darauf folgenden Jahrhunderten wurden diese Hügel regelmäßig weiter erhöht - und zwar mit Lehm, Dung und Haushaltsabfällen. Die meisten Warften liegen heute 2-7 m über NAP. Aber die Warft von Hegebeintum übertrifft mit 8,80 m alle anderen!

Bewegte Geschichte

Arm waren die Menschen, die am Küstenstreifen der Nord-Niederlande lebten, nicht. Das zeigt sich an den vielen gefundenen Schmuckstücken und Münzen aus Gold, Silber und Bronze. Diese Funde geben Anzeichen auf eine örtliche Elite mit König Redbad als bekannteste Figur. In der damaligen Zeit zeigte man nur zu gerne, wie wichtig man war und wie gut man es doch hatte.

Aus den Funden geht auch hervor, dass von einer Isolierung keineswegs die Rede war. Die Bewohner der nördlichen Lehmgründe unterhielten bereits im frühen Mittelalter Handelsnetzwerke mit Skandinavien und England. Und die vielen römischen Funde lassen darauf schließen, dass die Region sogar im weltweiten Rahmen durchaus eine Rolle spielte. Die Friesen waren nicht nur Bauern, sondern auch Seefahrer und Kaufleute. Der Überseehandel erblühte und die Wattenmeerküste war eine der am dichtesten bevölkerten Regionen Europas.

Fruchtbare Warften-Erde

Um das Jahr 1000 herum begannen die Landwirte mit dem Bau der ersten Seedeiche. Im Mittelalter um 1200 herum wurden die ausgedehnten Marschwiesen nach und nach weiter eingepoldert. 

Die Warften sind bis Mitte des 19. Jahrhunderts komplett erhalten geblieben. Dann wurden sie zum Großteil abgegraben, und zwar wegen ihrer fruchtbaren Erde, mit der man ganz ausgezeichnet die ärmeren Landbauflächen an anderen Stellen düngen konnte. Ganze Warften verschwanden auf diese Weise, solange nicht eine Kirche darauf stand. So blieb von der Warft von Hegebeintum, die ursprünglich etwa 9,5 Hektar groß gewesen sein dürfte, nur ein steiler und besonders auffälliger Teil übrig.

Besucherzentrum

Am Fuß der Warft steht ein Besucherzentrum. Hier wird die Geschichte von der Entstehung der Warftenländer und von den Abgrabungen im 19. und 20. Jahrhundert erzählt. Hier liegt auch die Fundstelle von Beitske, der vornehmen Frau, die im siebten Jahrhundert in einem Baumstamm begraben wurde und die heute im Fries Museum ausgestellt ist.

Lust auf mehr? Dann solltest du die Rekonstruktion des „Zodenhuis“ und das Yeb Hettingamuseum in Firdgum besuchen, die friesischen Königsschätze in Wijnaldum ansehen und den ganz eigenen Charme der früheren Middelzee in Oude Bildtzijl erleben. Weitere Informationen unter: http://wqd.nl/iBSl. Es gibt sogar Pläne für den Neubau einer Warft im Deichvorland: de Terp fan de Takomst. Damit beschäftigt sich die Dorfgemeinschaft von Blija gemeinsam mit dem Projekt Sense of Place.

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