"In diesem Teil der Niederlande kann die Natur vor dem Menschen gehen"

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Rottumerplaat und Rottumeroog sind die am wenigsten bekannten Watteninseln. Wattliebhaber würden nur zu gerne mal auf diesen Inseln wandern, aber Besuchern ist das Betreten der Inseln verboten. Denn auf diesen winzigen Stückchen der Niederlande hat die Natur Vorrang vor dem Menschen. Mitarbeiter der Vogelwarte, Aaldrik Pot und Nicolette Branderhorst, verbrachten in diesem Sommer vier Monate auf Rottumerplaat. Lest hier ihre ganze Geschichte.

Am liebsten sind sie immer nur draußen. Sie überlegten sich schon lange, einmal für längere Zeit völlig mit der Natur zu leben, als sich Staatsbosbeheer, Aaldriks Arbeitgeber, mit dem Angebot der Vogelwarte meldete. Dieses Angebot wollten sie sich nicht entgehen lassen und sie konnten es beide auf ihrer Arbeit einrichten. Ende März setzte die Harder, das Inspektionsschiff des niederländischen LNV-Ministeriums (für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität), Aaldrik und Nicolette mit ausreichend Proviant für zwei Wochen im weichen Sand von Rottumerplaat ab. Es sollten vier Monate harter Arbeit werden. 

Ihr Auftrag? Störungen durch Flugzeuge melden, Müll und Verunreinigungen beseitigen, unerwünschte Besucher informieren und wegschicken. Vor allem aber sollten sie Vögel und Pflanzen zählen und beobachten, und zwar bis in die entferntesten Winkel der Salzwiesen und des Strandes. Und das zumeist bei Ebbe, in den Stunden, in denen diese Stellen am besten zugänglich sind und in denen sich die meisten Vögel auf dem Watt zur Futtersuche niederlassen. 

Aaldrik benutzte Worte wir ‘unglaublich’ und ‘magisch’, um zu erklären, was die riesige Menge an Vögeln in ihm auslöste. “Mitte Juli kamen bereits die ersten Alpenstrandläufer aus ihren Brutgebieten zurück, etwa zehn Vögel. Am Tag danach waren es hundert, und am nächsten Tag Tausende. Auf dem Aussichtsturm flogen sie vor unserer Nase um uns herum, fast wie ein Starenschwarm. Wenn das Licht ihre Bäuchlein streifte, glitzerten sie fast wie Diamanten, und im nächsten Moment leuchteten ihre rostbraunen Flügel kupferfarben in der Sonne.” 

Nicolette: “Es war unbeschreiblich schön. In solchen Momenten - und davon gab es viele - schauten wir atemlos zu und manchmal mussten wir uns vor Verwunderung in die Arme kneifen: ‘Ach ja, wir sind hier, um sie zu zählen’.”

Dass sich diese riesigen Massen an Zug- und Brutvögeln hier aufhalten, ist der Ruhe zu verdanken, weiß Aaldrik. “Es gibt hier keine Raubtiere, die die Vögel von ihren Nestern aufschrecken und die Störung durch Menschen ist auch begrenzt. Nur wir saßen halt dort.” Er sagt es lachend, aber die beiden Vogelbeobachter empfanden dies doch täglich als ein Dilemma. “Allein unsere Anwesenheit stört sie schon. Aber es ist eben notwendig. Um zu beobachten, wie es den Vögeln geht und um die Insel zu bewachen. Würden mehr Menschen hierher kommen, dann wäre die Ruhe, die die Vögel so dringend brauchen, dahin.” 

Nicolette unterstreicht noch eine weitere Aufgabe, die sie in dieser Zeit hatten, das Schreiben eines wöchentlichen Blogs. “Wir waren auch auf ‘Plaat’, um den Menschen, für die diese Insel nicht zugänglich ist, zu zeigen, wie außergewöhnlich dieses empfindliche Gebiet ist und wie wichtig es ist, dass es deshalb gesperrt bleibt. Man darf nicht vergessen, dass dies eines der ganz wenigen Stückchen der Niederlande ist, in denen die Natur Vorrang hat vor dem Menschen.” 

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