Diebesgut aus dem Sand

Ackerbau ist auf Ameland wieder voll im Kommen. Kartoffeln, Senfsamen und Roggen gedeihen gut auf den hiesigen Sandböden. Die Frühkartoffeln von De Suihoek sind verboten lecker. Also plant euren Aufenthalt gut.

Ihr findet Kartoffeln langweilig? Dann habt ihr die Sandkartoffeln, die De Suihoek in der Nähe von Nes anbaut, noch nicht probiert. Neugierig geworden? Wartet nicht zu lange, denn für diese verboten leckeren Kartoffeln gilt: nur solange der Vorrat reicht. 

Ein anderes Amelander Produkt, für das sich der Umweg lohnt, ist der Senf von De Verwachting in Hollum. In dieser Getreide- und Senfmühle könnt ihr nicht nur zuschauen, wie der Senf hergestellt wird, sondern auch noch verschiedene Geschmacksrichtungen probieren. 

Auch in Nes steht eine Mühle: De „Phenix“, die wie der Name schon vermuten lässt, an der Stelle gebaut wurde, an der ihre Vorgängerin in Flammen aufgegangen ist. Die Mühle ist eine alte Getreide- und Schälmühle aus dem Jahr 1880, wo der Amelander Roggen gemahlen wird. Probieren könnt ihr hier nicht. Dafür geht ihr zu Bäckerei Georg de Jong, wo aus dem Mehl der Mühle traditionelles Amelander Roggenbrot gebacken wird. Und zwar mit Zugabe von Roggensauer. Schnell verspeisen also, natürlich mit leckerem Amelander Käse!

Senfherstellung

An der Stelle, an der im Amelander Örtchen Hollum bis 1949 die alte Getreidemühle De Verwachting stand, wurde 1988 die heutige Galeriemühle gebaut, teilweise aus bestehenden, teilweise aus neuen Elementen. Das Erdgeschoss wird als Empfangsraum und Laden genutzt. Wer die Mühle betritt, hat nicht das Gefühl, dass diese noch relativ neu ist. 

Der Senfsamen wird dicht gesät, um das Wachstum von Unkraut zu verhindern. Chemikalien oder Pestizide kommen hier nicht zum Einsatz. Der Senf gehört zur Gruppe der Kreuzblütler. Er ist auch mit dem Kohl verwandt. Genauso wie übrigens das Wiesen-Schaumkraut. Der Anblick eines leuchtend gelben Senffeldes macht einfach gute Laune. Nach der Ernte wird das Saatgut gereinigt, eventuell vorhandenes Unkraut wird entfernt. Anschließend werden die Körner getrocknet. 

Grober Senf wird im Nassverfahren hergestellt. Senfkörner enthalten Öl. Nach dreimaliger Mahlung entsteht ein Püree. 

Auf Ameland wird die Senfsaat auf traditionelle Weise gemahlen. Und zwar mit Mühlsteinen aus Lavabasalt - auch wieder pur Natur. So ein Mühlstein enthält Luft. Durch die Kerben in der Oberfläche werden die Körner zerkleinert. Der Mahlprozess dauert zwei Stunden. Danach wird der Stein sorgfältig gesäubert, was wiederum zwei Stunden in Anspruch nimmt. Nun wird die Senfsaat je nach Sorte für 48 Stunden bis 12 Wochen in Essig und Salz eingelegt. 


Und zwar im folgenden Verhältnis:

6400 Gramm Senfsaat

13,5 Liter Wasser

4,5 Liter Essig

500 Gramm Salz

Das Ergebnis ist ein ökologisch nachhaltiges reines Produkt ohne Zusatzstoffe. Das Wasser für die Senfherstellung kommt aus den Dünen, sauberer geht‘s nicht. Nur der Essig ist nicht von der Insel, sondern stammt aus einer Fabrik auf dem Festland. Der Amelander Senf ist ein naturreines Produkt. Die einzigen Zusätze, die gelegentlich verwendet werden, sind spezielle Zutaten wie Honig, Brombeeren oder Sanddorn, die dem Senf ein besonderes Aroma verleihen.
 

Quelle: Smaak van de Wadden, Annette van Ruitenburg

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