Eine Nacht, die so dunkel ist, dass man bei klarem Himmel die Milchstraße sehen kann. Für viele Menschen ist dies ein einmaliges Erlebnis, aber für die Insulaner wer es nichts Außergewöhnliches, weil es dort immer schon so dunkel war. Bis zu einer Nacht im Jahr 2010, als Melis de Vries, der auf Terschelling geboren und aufgewachsen ist, mal so richtig aufmerksam in den Himmel blickte. „In dieser Nacht veranstalteten viele Gemeinden in den Niederlanden die „Nacht der Nächte“, aber unsere eigene Gemeinde nahm nicht daran teil. Für uns Insulaner war die Dunkelheit in der Nacht ja nichts Besonderes. Dennoch ging ich an dem Abend in die Dünen, um die Dunkelheit mal ganz bewusst zu betrachten.“
„Wir setzten uns, ganz weit vom Licht des Dorfes entfernt, auf eine Düne, und schauten nach oben. Und auf einmal sah ich, wie schön es eigentlich ist, um in der tiefen Finsternis die Sterne zu bewundern. Unzählbar viele Sterne, und sogar der breite Schweif der Milchstraße war deutlich sichtbar. Ich war von dem Anblick so beeindruckt, dass ich dachte, damit sollten wir etwas machen.“
Dies war der Anfang eines fünfjährigen Projekts, mit dem wir auf Terschelling den ersten Dark Sky Park der Niederlande realisierten. Dark Sky Parks sind Gebiete ohne Lichtverschmutzung, die Tag und Nacht zugänglich sind und in denen die Bedeutung der Dunkelheit hervorgehoben wird. Weltweit gibt es 40 dieser Parks, wie bei Death Valley und dem Grand Canyon in den Vereinigten Staaten.
Die Begeisterung, die Melis an dieser einen Nacht in den Dünen erlebte, wird inzwischen von vielen anderen Insulanern geteilt. „Die Leute veranstalten Planwagenfahrten, einige Förster bieten Exkursionen an, Restaurants nehmen an der „Nacht der Nächte“ in Oosterend teil. Oosterend ist das Dorf, in dem ich wohne, und hier sind sogar die Straßenlaternen so eingestellt, dass sie die Dunkelheit noch weniger beeinträchtigen. Es ist wirklich ein wichtiges Thema auf der Insel. Es ist nicht nur ein schönes Erlebnis für uns, sondern auch wichtig für die Natur. Zu viel Licht verwirrt die Tiere in der Nacht.“
Die Insulaner haben reichlich Tipps, wie man die Dunkelheit am besten erleben kann. Bleibt zum Beispiel auf dem Fußweg im Park, und wenn ihr von ihm abweicht, dann versucht genau dieselbe Strecke wieder zurück zu gehen. Am Strand ist das Erlebnis der Dunkelheit am schönsten. „Denn am Strand sieht man nicht nur den beeindruckenden Himmel, sondern wenn man sich umschaut, fallen einem plötzlich viel mehr Dinge auf. Zum Beispiel der Leuchtturm auf Ameland. Oder die kleinen Lichter auf dem Meer, von den Fischkuttern in der Ferne. Man hört den Wind und das Meer ganz klar, weil die anderen Sinne stärker werden, wenn man nichts sehen kann.“