Glaube an Gerechtigkeit
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Pfarrer Josef Cohen war sein Leben lang Pazifist. Von der Kanzel aus sprach er sich gegen die deutsche Besatzung und den Nazismus aus. Mit tödlichen Folgen.
Josef Wilhelm Bernard (Joop) Cohen wurde am 30. Juni 1904 in Amsterdam geboren. Er wuchs in einer nicht praktizierenden jüdischen Familie auf, die eine große Affinität zum Sozialismus hatte. In seiner Jugend besuchte er das Christliche Gymnasium in Utrecht. Dort wurde sein Interesse für das Christentum geweckt, woraufhin er konvertierte. 1925 begann er sein Theologiestudium an der Universität Utrecht. Bereits in jungen Jahren zeigte Cohen seine pazifistischen und sozialistischen Überzeugungen.
1935 wurde er Pfarrer der Reformierten Gemeinde in Dokkum. Auch jetzt gab er seine Prinzipien nicht auf. Noch im selben Jahr wurde er aufgrund einer Predigt verhaftet. Er musste vierzehn Tage im Gefängnis in Leeuwarden verbringen. Cohen wurde der Aufruhr angeklagt, weil er sich gegen den Krieg ausgesprochen hatte und die Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen gefördert hätte. Doch die zwei Wochen in der Zelle haben ihn nicht aufgehalten.
Cohen sah sich nämlich nicht nur als Prediger, sondern auch als eine Person, die eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung hatte. Er musste seine Gemeinde darauf hinweisen, was in der Welt vor sich ging und welche Folgen das für seine Zuhörer haben könnte. Auch nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges blieb der Pfarrer seinen Idealen treu und predigte weiter für eine gewaltfreie Lösung.
Nach einer Predigt am 11. Mai 1941 wurde Cohen vom Sicherheitsdienst verhört. Dieses Mal ließen sie ihn noch gehen. Am 15. Juni lief es jedoch anders. In seiner Predigt sagte Cohen, man müsse Gott mehr gehorsamen als den Menschen. Er bezog sich damit auf den deutschen Besatzer. Das wurde ihm fatal.
Am 22. Juli wurde Cohen verhaftet. Seine Frau Tine hatte noch versucht ihn zu warnen, doch sie kam zu spät. Inzwischen hatte sich die ganze Stadt auf dem Platz versammelt und sah zu, wie er in das Gefängnis in Leeuwarden gebracht wurde. Von dort wurde er ins Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er am 3. Oktober ankam. Der Gedanke an seine Familie hielt ihn im Lager am Leben. Und auch aus seinem Glauben schöpfte er Kraft.
Am 4. Mai 1942 wurden Cohen und 560 weitere Gefangene zum Schloss Hartheim transportiert. In diesem Schloss, in der Nähe des österreichischen Linz, sind während des Krieges etwa 18.000 Menschen ermordet worden. Nach dem irreführenden offiziellen Nachruf, den Tine noch während des Krieges erhielt, war Cohen am 23. Mai 1942 in Dachau an einer Lungenentzündung gestorben. Erst nach dem Krieg stellte sich heraus, dass er zum Schloss Hartheim gebracht worden war, wo er höchstwahrscheinlich sofort nach seiner Ankunft ermordet wurde.
Trotz der Entbehrungen im Lager glaubte Cohen bis zu seinem Tod immer an die Güte des Menschen und Gottes. Tine, die zusammen mit ihren drei Söhnen im Krieg zurückblieb und ihn überlebte, behielt weiterhin den gleichen ideologischen Glauben wie ihr Mann. Auch wenn sie die möglichen Konsequenzen kannte. Für kurze Zeit war ein jüdisches Mädchen bei ihr im Haus untergetaucht. Und später übernachteten Mitglieder einer Widerstandsgruppe regelmäßig im Pfarrhaus.
Zum Gedenken an Pfarrer Josef Wilhelm Bernard Cohen wurde 1967 ein Denkmal in der Grote Kerk in Dokkum enthüllt. Hier findet ihr die Öffnungszeiten der Kirche.
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