Schiermonnikoog. Die Insel, auf der ich als junges Mädchen die wunderbarsten Erinnerungen sammeln konnte in den Ferien zusammen mit meinem Opa und meiner Oma. Radfahren, spielen, rennen, schwimmen… Wie herrlich ist es, heute wieder hier zu sein und die Insel auf Wanderungen wiederzuentdecken. Diesmal zusammen mit meinem Vater, zu dem ich eine innige Verbindung habe. Wie wunderbar, zusammen mit ihm diese Tage erleben zu dürfen.
Die Fahrt mit der Fähre dauert 45 Minuten, aber wenn man bei einer Tasse Kaffee zusammen über das Wasser blickt, fliegt die Zeit nur so vorbei. Die Seemöwen, die die Fähre begleiten, reflektieren das Licht der wässrigen Sonne am ansonsten dunklen Himmel. Auf der Insel angekommen, steigen wir um auf den Bus, der uns ins Dorf bringt. In das Dorf ja, denn Schiermonnikoog hat nur ein einziges Dorf. Der Rest der Insel ist Naturgebiet. Diese Tatsache an sich ist schon außergewöhnlich, oder? Wir stellen unsere Taschen ab im Hotel De4dames und anschließend holen wir uns beim Fahrradverleih gleich unsere Fahrräder. Es regnet noch ein kleines bisschen, aber davon lassen wir uns nicht abhalten, denn wir wissen, dass diese Insel auch bei schlechtem Wetter wunderschön ist.
An der Touristeninformation VVV suchen wir uns unsere Wanderroute aus. Die Route beginnt gleich vor der Tür und wir laufen in Richtung Wattenmeer. Über einen schmalen Weg gelangen wir direkt auf den Deich. Die Luft ist grau und das Wasser spiegelt die gleiche Farbpalette. Dadurch ist die Aussicht dramatisch und eindrucksvoll. Wir gehen weiter in Richtung Westerplas, hier steht das Wasser heute sehr hoch. Das ist typisch für die Inseln, hier ist man weitgehend den Elementen ausgeliefert. Und manchmal bedeutet das, dass Teile des Naturgebietes überflutet werden. So wie heute. Durch den hohen Wasserstand sind nicht alle Wege begehbar, aber zum Glück kommen wir trockenen Fußes bis an die Vogelbeobachtungshütte. Eine schöne Stelle für einen kurzen Abstecher von unserem Wanderweg. Unterwegs bewundern wir an mehreren Stellen die tolle Aussicht und die Salzwiesen in der Ferne. Dieses Gebiet ist ein Paradies für Vögel und wenn wir aufmerksam hinsehen, erkennen wir Ringelgänse, Uferschnepfen und Knuttstrandläufer, die typischen Wintergäste der Wattenmeerinseln.
Von hieraus gehen wir weiter in Richtung der Westerduinen, in denen der bekannte rote Leuchtturm steht. Hier hat es offensichtlich sehr stark geregnet, denn auch hier wurden große Teile überschwemmt. Kein Problem, wir suchen uns einen Trampelpfad und machen einfach einen kleinen Umweg. Einmal am Leuchtturm angekommen, sind die Wege wieder gut begehbar.
Auf dem Weg zum Strand kommen wir erst durch ein Waldstück mit Laub- und Nadelbäumen. Hier macht die salzige Meeresluft kurzfristig Platz für den grünen Duft von Moos und Waldboden. Ein wunderschönes Stück Natur, mit einer Vielzahl an Vögeln und beeindruckendem Panoramablick auf die Dünen. Wieder einmal wird uns klar, wie schön diese Inseln auch im Winter ist und vor allem: wie ruhig! Eine Wohltat.
Am Strand ist es an der Zeit für ein Mittagessen. Wir kehren ein im Strandpavillon De Marlijn, wo wir uns in aller Ruhe aufwärmen und stärken. Im Pavillon herrscht gemütliches Treiben und das Essen schmeckt köstlich. Anschließend können wir wieder weiterwandern, aber erst noch kurz ein Stück barfuß durch den Sand. Schön, dass wir zusammen hier sein können, mit unseren Zehen im kalten Sand und dem Duft des Meeres um uns herum.
Bevor wir uns auf den Rückweg machen, besuchen wir noch den Wassermann, einen Dünenbunker aus 1943. Ein kurzer Anstieg und dann haben wir eine tolle Aussicht über die ganze Insel. Sogar an einem so bewölkten Tag wie heute kann man hier sehr weit in die Ferne blicken. An diese umwerfende Aussicht gewöhnt man sich nie. Ein kleines Stück weiter liegt der Vredenhof, ein Friedhof für Kriegsopfer und Schiffbrüchige an einer malerischen grünen Stelle der Insel. Die sanften Geräusche des Meeres inmitten dieser stillen grünen Umgebung der Gräber sind immer wieder sehr eindrucksvoll. Langsam und still gehen wir an den Namensschildern entlang.
Dann ist es an der Zeit, den Rückweg zum Hotel anzutreten. Wir entscheiden uns für die Route entlang des kleinen Sees Berkenplas. Im Sommer ist es ein gern besuchter Badesee und in strengen Wintern kann man hier in märchenhafter Atmosphäre eislaufen. An einem grauen Tag wie heute ist es hier ruhig. Über die geschlungenen Pfade und Hügel wandern wir zurück zu unserer Unterkunft. Zeit um auszuspannen und einen Happen zu essen im Restaurant des Hotels. Es ist ein gemütliches kleines Hotel und das Restaurant hat mit seinem vielen Holz, den dekorativen Eisenrahmen und der Mischung aus höheren und niedrigeren Tischen eine ungezwungene Ausstrahlung.
Am nächsten Morgen weckt uns der sanfte Klang der Kirchenglocken und wir starten ruhig in den Tag. Wir genießen die Köstlichkeiten des Frühstücksbüfetts und bereiten uns auf einen besonderen Tag vor. Der freundliche Naturführer Nathan von Natuurmonumenten wird uns heute nämlich mit auf eine Wattexkursion nehmen. Mit gefüllten Bäuchen und voll gutem Mut ziehen wir unsere Stiefel an. Es ist Ebbe und vom Yachthafen aus betreten wir das graue Watt. Eine besondere Erfahrung, so auf dem Meeresboden stehen zu können! Nathan erzählt uns alles Wissenswerte über die Muscheln, Vögel und andere Tiere - und natürlich über das Wasser. Das erinnert uns wieder einmal daran, wie außergewöhnlich und einzigartig dieses Weltnaturerbe ist.
Und dann ist unser Ausflug auch schon wieder vorbei. Zeit, mit der Fähre zurück zu fahren. Wir blicken zurück auf zwei wunderbare Tage auf Schiermonnikoog, voller neuer Familienerinnerungen. Wir haben die Zeit in vollen Zügen genossen. Bis zum nächsten Mal, Schier!