Allein auf der Welt in der Winterlandschaft von Ameland

Der Fährhafen von Holwerd liegt an diesem Morgen bei ungemütlichem Schmuddelwetter in tiefhängende Wolken gehüllt da. Der Himmel und das Wasser haben fast die gleiche dunkle Farbe und die Vögel auf dem Watt sitzen aufgeplustert da, um sich warm zu halten. Perfektes Wetter, um sich den frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Zusammen mit meiner Freundin Susanne fahre ich nach Ameland, um in dieser Saison die Natur dort zu erleben. Ich kenne Ameland eigentlich vor allem als gemütliches Sommerreiseziel und bin gespannt, wie die Natur dort im Winter aussieht.

Nach einer knappen Stunde mit der Fähre steigen wir im Hafen von Nes auf der Insel aus. Es sind kaum hundert Meter bis zum Fahrradverleih, wo bereits zwei Elektrofahrräder auf uns warten. Ein kleines Stück weiter, an der Touristeninformation begrüßt uns Marjan, die uns eine Rad- und Wanderkarte in die Hand drückt und uns begeistert erklärt, welches die besten Routen sind.  

 

Wir folgen der Straße, die nach Nes hineinführt, stellen unsere Taschen an unserer Unterkunft ab und drehen auf unseren Rädern erstmal eine kleine Runde durch dieses malerische kleine Dorf, das im grauen Nebel etwas mysteriös anmutet. Still ist es hier. Aber hinter den Fenstern der Dorfbäckerei und eines kleines Restaurants zeichnet sich gesellige Gemütlichkeit ab. Ansonsten kennzeichnen hier kleine, alte Fischerhäuser das Straßenbild. Eiserne Maueranker an den Fassaden lassen die Jahreszahlen erkennen, in denen diese historischen Häuschen erbaut wurden.   

Eine gelungene Wanderung beginnt mit einer guten Mahlzeit, deshalb suchen wir nach einem netten Restaurant in der Nähe für ein kräftiges Mittagessen. Unsere Wahl fällt auf Stranders, ein Fischrestaurant knapp außerhalb des Dorfes. Nach dem Mittagessen radeln wir zum östlichen Teil der Insel, und diese Fahrradtour ist ein fabelhaftes Erlebnis. Dieser entlegene Winkel der Insel ist ein einziges großes Naturgebiet, durch das sich der Fahrradweg verträumt hindurch schlängelt. Ab und zu führt der Weg über kleine Hügel. Schlechtes Wetter gibt es hier eigentlich nicht. 

Am Ende der Fahrradroute kommen wir im Naturgebiet ’t Oerd an, mit dem Oerdblinkert als höchstem Punkt der Insel. Wir lassen unsere Räder am Informationsschild zurück und gehen zu Fuß weiter. Das Gebiet ist heute ziemlich feucht, aber mit gutem Schuhwerk kann man hier herrlich wandern. Der Weg führt uns über Wiesen und Dünen, durch Sumpfgebiete und über Sandstrände und überrascht uns alle naselang mit einer neuen Aussicht auf jeweils andere Landschaftstypen. Hier sieht man die Natur nicht nur, man spürt sie geradezu in dem kalten Wind, der einem um die Ohren streicht. Mit dem beruhigenden Gedanken, dass wir uns schon bald bei einer leckeren Mahlzeit wieder aufwärmen werden, lässt sich die Kälte gut aushalten. 

Warm eingepackt in unsere Kapuzen trotzen wir lachend den kargen Weiten. Ab und zu ist es aber auch herrlich, sich kurz mal den Wind durch die Haare wehen zu lassen. An diesem Ort fühlt man sich ganz und gar allein auf der Welt und der Aussichtspunkt bietet uns eine fabelhafte Aussicht auf das Wattenmeer und über die Insel. Bei klarem Wetter kann man von hier aus sogar das Festland erkennen. Ein wahrhaft magischer Ort. 

 

Mit roten Wangen radeln wir zurück nach Nes. Hier verabschiede ich mich von Susanne, die sich mit der Fähre wieder auf den Heimweg macht, während ich mich in meinem gemütlichen Appartement in De Vlindertuin aufwärme. In meinem Appartement gibt es eine Badewanne - dreimal raten wo ich heute Abend zu finden bin?! 

Aber bevor ich in die warme Wanne steige, radle ich noch kurz zum Strand hinunter. Der Horizont leuchtet dort inzwischen in den Lila-, Rosa- und Orangetönen der untergehenden Sonne. Mein Magen macht sich inzwischen bemerkbar, also kehre ich ein bei Sjoerd, einem modernen und inspirierenden Strandpavillon. Bei Sjoerd setzt man auf Nachhaltigkeit - 2020 wurde er sogar zum nachhaltigsten Strandpavillon der Niederlande gekürt. Hier lässt es sich angenehm sitzen und die Aussicht auf das Meer ist wunderschön. Als die Dunkelheit hereinbricht, kehre ich zufrieden zurück zu meinem Appartement, um endlich in das lang ersehnte Bad zu steigen.  

Am nächsten Morgen kann ich ausschlafen und dann in aller Ruhe im Frühstücksraum den Tag beginnen. Frische Brötchen, Aufschnitt, Joghurt… So möchte ich jeden Tag aufwachen. Draußen scheint inzwischen einladend die Sonne. Das ist der große Vorteil hier auf den Inseln - Regenwolken wehen hier immer schnell vorüber und wechseln sich in schneller Folge mit blauem Himmel ab.  

 

Ich habe noch Zeit für eine Wanderung, also fahre ich mit dem Rad zum Hagedoornveld. Hier beginnt eine Wanderroute von 4,5 Kilometern durch die unberührte Natur voller Sanddornsträucher. Im Herbst strotzen diese Sträucher nur so vor orangeroten Beeren. Jetzt im Winter kann man hier vor allem die tolle Aussicht genießen voller Farben, glitzerndem Wasser und lärmenden Vögeln im Hintergrund. Diese wunderschöne Wanderroute führt direkt an den Dünen entlang, hier bekommt ihr garantiert das ultimative Inselgefühl. Weitläufige Aussicht auf die Natur, den Wind in den Haaren und am Himmel dahinziehende Wolken. Ameland ist wunderschön. Auch im Winter.  

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Watten-Winterwanderung - auf den anderen Inseln

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